ausführlicher

Maria Montessori und ihre Pädagogik



1. Maria Montessori


Maria Montessori, 1870 geboren, war die erste Frau, die in Italien Ärztin wurde und den Doktor der Medizin machte. Zu dieser Zeit wurde sie als Ärztin häufig mit der Behandlung geistig behinderter Kinder konfrontiert. Während dieser Tätigkeit stieß sie auf das Werk des französischen Arztes Seguin, der ein Erziehungssystem entwickelte, dass geistig behinderten Kindern durch didaktisches Material auf dem Weg der Sinnesübungen zur Entwicklung helfen sollte. M. Montessori knüpfte an diese Arbeit an und baute sie weiter aus. Sie überlegte, diese Methoden auch an normalen Kindern anzuwenden. 1901 gab sie alle ihre Tätigkeiten auf, um noch einmal zu studieren, wobei sie sich auf Anthropologie und Erziehungsphilosophie konzentrierte. Sie besuchte Grundschulen, um mehr über normale Kinder und Unterricht zu erfahren. 1906 eröffnet M. Montessori in Rom das erste Kinderhaus. Dort setzte sie ihre Materialien ein und entwickelte sie weiter.


 


2. Material


Wirft man nun einen Blick auf das didaktische Material, erfüllt es bestimmte Anforderungen. Es ist für M. Montessori der „Schlüssel zur Welt“, das den Kindern die Welt aufschließt und nicht isoliert von ihr ist.


Daher muss das Material bestimmte Kriterien erfüllen:


Merkmal der Ästhetik: Das Material sollte sich angenehm anfühlen und gut in die Hand des Kindes passen. Auf diese Weise werden Kopf und Hand gleichermaßen angesprochen. Das Material sollte zudem immer sauber, strukturiert und vollständig sein.


Merkmal der Isolation: Es gilt für jedes Material die Isolierung der Schwierigkeit. Wenn möglich hat das Material nur eine Eigenschaft, auf die das Hauptaugenmerk gerichtet wird.


Merkmal der Erfolgskontrolle: Jedes Material besitzt eine Fehlerkontrolle im Material oder bietet die Möglichkeit der Selbstkontrolle. Dementsprechend kann das Kind seine Arbeit selbst kontrollieren und ist nicht vom Lehrer abhängig.


Weiter sollte das Material nur 1 x im Klassenraum vorhanden sein, um den Kindern soziale Fähigkeiten wie Rücksicht, Geduld und Absprachen zu lehren. Zudem erhält das Material auf diese Weise eine besondere Wertschätzung.


Zudem soll es die Möglichkeit der Wiederholung bieten und den Kindern einen eigenständigen Umgang ermöglichen. Alle Materialien befinden sich in allen Klassenräumen frei zugänglich in offenen Regalen, wobei jedes Material seinen festen Platz hat. Zur besseren Orientierung sind die Materialien thematisch angeordnet.


Jede Lerngruppe der Bückmannshofschule ist mit allen wichtigen Materialien für die Fächer Mathematik und Sprache ausgestattet. Erweiterungsmaterialien zur kosmischen Erziehung (Sachunterricht) befinden sich ebenfalls in den Klassenräumen. Da an der Bückmannshofschule jahrgangsübergreifend, d.h. von der ersten bis zur vierten Klasse, gelernt wird, umfassen die angebotenen Materialien die Jahrgänge 1-4 (s. Punkt 2). Zur Differenzierung werden den Kindern zusätzlich Materialien aus dem Bereich des Kinderhauses und der Sekundarstufe I angeboten.


Das mathematische Material M. Montessoris entspricht den sensomotorischen Bedürfnissen des Kindes. Der Umgang mit diesem Material ermöglicht dem Kind, faszinierende Entdeckungen zu machen und zugleich eine exakte Einführung in die Mathematik. Nach der genauen Unterweisung mit dem mathematischen Material durch die Lehrerin gelangt das Kind durch vielfältige wiederholende Übungen zu grundlegenden Einsichten. Lange Übungsphasen ermöglichen es ihm, selbstständig zu abstrahieren und die gewonnenen Einsichten anzuwenden. Mit dem konkreten Material können auch jüngere Kinder Aufgaben lösen, die auf den ersten Blick als zu schwer erscheinen. Das Material Montessoris macht auch den Zusammenhang zwischen Arithmetik, Algebra und Geometrie deutlich: das goldene Perlenmaterial vermittelt dem Kind zum Beispiel nicht nur das Operieren mit Zahlen, sondern auch klare Vorstellungen von Einer, Zehner, Hunderter und Tausender. Genau wie das mathematische Material bedarf auch das Sprachmaterial in der Einführung einer Einzellektion und auch hier folgen dann lange Phasen des Übens. Die Materialen umfassen die Bereiche Lesenlernen, Schreibenlernen, die Wortarten und die Satzzerlegung.


 


3. Pädagogik


Die Erziehung des Kindes und seine individuelle Entwicklung schlüsseln sich nach M. Montessori in drei fundamentale Aufgaben auf:


Die Hilfe zur Selbstentfaltung, bedeutet, dass die Lehrkraft in der Montessori – Pädagogik die Erlangung der Unabhängigkeit des Kindes vom Erwachsenen unterstützt. Es soll zum eigenen Denken, Handeln und Entdecken geführt werden, während die Lehrkraft in den Hintergrund tritt. Sie übernimmt die Rolle der Begleiterin, Helferin und Beobachterin, um den Lern- und Entwicklungsstand des Kindes genau zu kennen und entsprechende Lernangebote machen zu können (Leitsatz: „Hilf mir, es selbst zu tun!“). Jedes Kind wird also von der Lehrkraft individuell gefördert (s. Punkt 4). Zudem fungiert sie als dynamisches Bindeglied zwischen dem Kind und der Umgebung, bzw. dem Material und den Lernaufgaben. Stellt die Lehrkraft aufgrund intensiver Beobachtung fest, dass eine momentane Sensibilität für ein Thema beim Kind vorhanden ist, kann sie dem Kind bei der Auswahl des Materials behilflich sein. Dieses Material wird dann von ihr eingeführt, um dem Kind die richtige Handhabung mit dem Material zu verdeutlichen. Hier ist eine Beherrschung des Materials von großer Bedeutung. So ist die Lehrkraft verantwortlich für die vorbereitete Umgebung, die sie schafft, aufrecht erhält bzw. sinnvoll erweitert. Weiter ist sie auch für eine angenehme und produktive Lernatmosphäre zuständig, in der jedes Kind ungestört zu arbeiten vermag. Zudem muss sie als Vorbild der Kinder fungieren. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden verfügen fast alle Lehrkräfte an der Bückmannshofschule über das Montessori-Diplom.


Die soziale Erziehung des Kindes, die sich nach M. Montessori ganz alleine im sozialen Miteinander ergibt, wird zu einer indirekten Sozialerziehung. Das soziale Miteinander ergibt sich verstärkt in der jahrgangsgemischten Lerngruppe während der Freiarbeitszeit (s. Punkt 2). Hier haben die Kinder die Möglichkeit, Patenschaften für jüngere SchülerInnen zu übernehmen (Helferprinzip). Des Weiteren führen die Kinder verschiedenste Klassendienst für die Gemeinschaft aus und durch den integrativen Unterricht werden die Kinder in Toleranz und Akzeptanz geübt (s. Punkt 3).


Die vorbereitete Umgebung ermöglicht an der Bückmannshofschule den Kindern eine optimale und entwicklungsfördernde Umgebung, in der sie selbstständig und selbsttätig agieren können. Dieser Lern- und Entwicklungsraum ist den Bedürfnissen des Kindes im sozial – emotionalen, sensomotorischen und kognitiven Bereich angepasst.


Ziel der vorbereiteten Umgebung ist es demnach, dem Kind eigenständiges, angenehmes Arbeiten zu ermöglichen und ihm dabei Zeitpunkt, Dauer und Wahl des Arbeitsgegenstandes zu überlassen. Zunächst ist das Mobiliar des Klassenraumes auf die Größe der Kinder abgestimmt. Weiterhin ist im Klassenraum noch genügend Freiraum vorhanden, um der Bewegungsfreiheit der Kinder Rechnung zu tragen und um den Kindern das Arbeiten auf dem Boden auf Teppichen zu ermöglichen.